Kuba ist ein Land voller Kontraste, dessen bewegte Geschichte und reiche Kultur tief beeindrucken. Bei unserem Besuch im April 2024 waren wir jedoch erschüttert über die schwierigen Lebensbedingungen der Menschen. Die Bevölkerung kämpft täglich mit Versorgungsengpässen, einem Mangel an grundlegenden Gütern und wirtschaftlicher Stagnation, zeigt dabei aber eine bemerkenswerte Widerstandskraft und Kreativität.

Die Revolution unter Fidel Castro, die 1959 die korrupte Batista-Regierung stürzte, markierte einen Wendepunkt in der Geschichte Kubas. Inspiriert von Ideen sozialer Gerechtigkeit brachte sie weitreichende Reformen wie die Verstaatlichung von Betrieben, Landreformen und ein kostenloses Bildungssystem. Kuba positionierte sich als sozialistischer Staat und wurde ein zentraler Akteur im Kalten Krieg, besonders während der Kubakrise. Doch die politischen und wirtschaftlichen Folgen, darunter die US-Handelsblockade und eine ineffiziente Planwirtschaft, hinterließen tiefe Spuren.

Heute stehen die Errungenschaften der Revolution, wie ein vorbildliches Gesundheits- und Bildungssystem, im Kontrast zu den schwierigen Lebensumständen der Menschen. Unser Besuch hat uns nicht nur die Schönheit der kubanischen Kultur, sondern auch die Dringlichkeit ihrer Herausforderungen bewusst gemacht. Kuba ist ein Land, das bewundernswerten Lebenswillen zeigt, aber dringend Lösungen für seine wirtschaftlichen und sozialen Probleme braucht.
Havanna
Havanna, die pulsierende Hauptstadt Kubas, hat uns bei unserem Besuch tief beeindruckt. Mit rund 2,3 Millionen Einwohnern ist sie die größte Stadt der Insel und das wirtschaftliche, kulturelle sowie politische Zentrum des Landes. Die Stadt erstreckt sich entlang der Nordküste und ist geprägt von ihrer imposanten kolonialen Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, sowie dem berühmten Malecón, der Uferpromenade, die das Herz des städtischen Lebens bildet.
Havanna spielt eine zentrale Rolle in der kubanischen Wirtschaft. Der Hafen ist ein bedeutender Knotenpunkt für den Handel, während der Tourismus eine der wichtigsten Einnahmequellen darstellt. Besucher aus aller Welt kommen, um die Altstadt (Habana Vieja), historische Sehenswürdigkeiten und die einzigartige Atmosphäre der Stadt zu erleben. Doch die wirtschaftlichen Herausforderungen des Landes spiegeln sich in der Stadt wider: Viele Gebäude sind stark sanierungsbedürftig, und die Infrastruktur leidet unter jahrzehntelanger Unterfinanzierung.
Trotz dieser schwierigen Umstände hat uns die Lebensfreude und Freundlichkeit der Kubaner tief berührt. Wir hatten die Gelegenheit, Familien in ihren Häusern zu besuchen, und wurden Zeugen ihrer Lebensrealität. Besonders bewegend war es zu sehen, wie wenig beispielsweise Rentner zur Verfügung haben oder wie manche Familien in abbruchreifen Gebäuden leben müssen. Und dennoch wurden wir mit einer Offenheit und Herzlichkeit empfangen, die uns nachhaltig beeindruckt hat.
Havanna ist eine Stadt voller Kontraste: Sie steht für eine reiche Geschichte, kulturelle Vielfalt und eine beeindruckende Resilienz ihrer Bewohner. Trotz materieller Armut bewahren sich die Menschen eine bemerkenswerte Stärke und Lebensfreude, die Havanna zu einem unvergesslichen Ort machen.
Rafael Trejo Boxing
Der Rafael Trejo Boxclub, offiziell als Gimnasio de Boxeo Rafael Trejo bekannt, ist die älteste Boxschule Kubas und befindet sich im Herzen der Altstadt von Havanna. Benannt wurde der Club nach Rafael Trejo, einem Jurastudenten, der während der Proteste gegen das Machado-Regime in den 1930er Jahren ums Leben kam.
Der Club hat eine lange Tradition in der Ausbildung von Boxern und gilt als Wiege vieler kubanischer Talente, die auf internationaler Bühne Erfolge feierten. Die offene Struktur des Trainingsgeländes, umgeben von alten Gebäuden, verleiht ihm einen besonderen Charme und zieht sowohl Einheimische als auch Touristen an.
Wir konnten den Boxclub während des Trainings einiger Nachwuchsboxer besuchen und fotografieren. Es war sehr beeindruckend zu sehen mit welcher Leidenschaft und mit welcher Energie die Kids dem Training nachgehen. Respekt!
Trotz begrenzter Ressourcen und der Herausforderungen, die das Leben in Havanna mit sich bringt, bleibt der Rafael Trejo Boxclub ein Symbol für die Leidenschaft und Hingabe der Kubaner zum Boxsport. Die Atmosphäre ist geprägt von Entschlossenheit, harter Arbeit und Durchhaltevermögen. 
Der Club bleibt ein lebendiger Bestandteil der kubanischen Sportkultur und ein Ort, an dem die nächste Generation von Boxern heranwächst, inspiriert von den Erfolgen ihrer Vorgänger und der reichen Geschichte des Boxsports in Kuba.
Cementerio de Colón
Der Cementerio de Colón, auch bekannt als Kolumbus-Friedhof, ist ein architektonisches und historisches Juwel im Herzen von Havanna. Mit einer Fläche von rund 57 Hektar ist er nicht nur der größte Friedhof Kubas, sondern auch einer der bedeutendsten in der gesamten Region. Er wurde 1876 eingeweiht und nach Christoph Kolumbus benannt, obwohl dieser nie in Kuba begraben wurde. Er ist bekannt für seine beeindruckende Architektur, die kunstvolle Grabmäler, Mausoleen und Skulpturen umfasst. Der Eingang wird von einem monumentalen Tor aus Carrara-Marmor ziert, und das Gelände ist wie eine Stadt mit breiten Alleen und verschiedenen “Quartieren” aufgebaut. 

Der Cementerio de Colón ist nicht nur ein Friedhof, sondern auch ein Geschichtsbuch unter freiem Himmel. Hier sind viele berühmte Persönlichkeiten der kubanischen Geschichte begraben, darunter Künstler, Schriftsteller, Politiker und Revolutionäre. Zu den bekanntesten zählen der Musiker Ibrahim Ferrer (Mitglied des Buena Vista Social Club) und der kubanische Nationalheld Máximo Gómez.
Ein besonders berühmtes Grab ist das der “La Milagrosa” (Die Wunderbare), einer jungen Frau namens Amelia Goyri. Sie starb während der Geburt ihres Kindes, und ihr Grab wird bis heute von Gläubigen besucht, die auf Heilung oder Hilfe in schwierigen Situationen hoffen. 
Wie viele historische Orte in Kuba steht auch der Friedhof vor Herausforderungen. Einige der Mausoleen und Gräber sind stark restaurierungsbedürftig, da die Mittel zur Erhaltung begrenzt sind. Dennoch bleibt der Cementerio de Colón ein faszinierendes und eindrucksvolles Zeugnis der Geschichte und Kultur Kubas.
Bei unserem Besuch wurde wir Zeuge wie ein Grab wieder ausgehoben wurde. In Kuba, einschließlich des Cementerio de Colón in Havanna, werden Gräber nach etwa 5 bis 10 Jahren wieder ausgehoben, hauptsächlich aus Platzmangel. Da die Friedhöfe in städtischen Gebieten begrenzten Raum bieten, müssen die Gräber nach dieser Zeit für neue Bestattungen freigegeben werden. Zusätzlich spielen ökonomische Gründe eine Rolle, da die Erhaltungsgebühren nach einer bestimmten Zeit anfallen. In einigen Fällen können die Überreste in kleinere Urnen umgebettet werden, wenn die Familie das Grab weiter nutzen möchte.
Malpaso Dance Company
Die Malpaso Dance Company ist eine renommiertes  zeitgenössisches Tanztheater aus Havanna, Kuba, welches 2012 gegründet wurde. Unter der Leitung des künstlerischen Direktors Osnel Delgado hat sich das Theater durch ihre Zusammenarbeit mit internationalen Choreografen und die Förderung kubanischer Tanzkunst einen internationalen Ruf erarbeitet.
Das Theater tritt regelmäßig auf internationalen Bühnen auf und hat in den letzten Jahren zahlreiche Tourneen unternommen, darunter Auftritte in den Vereinigten Staaten und Europa. 
Wir durften das Training einiger Künstler bestaunen und auch ein paar Fotos machen.
Janaisy Sainz
Janaisy Sainz
Viñales-Tal
Das Viñales-Tal liegt im Westen Kubas und ist eines der bekanntesten Naturwunder der Insel. Es gehört zum Viñales-Nationalpark, der seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Das Tal ist bekannt für seine atemberaubende Landschaft mit grünen Hügeln, markanten Kalksteinfelsen (den sogenannten mogotes) und üppiger Vegetation. Diese Felsen sind Überreste eines ehemaligen Korallenriffs und verleihen der Region ihren einzigartigen Charme.
Die Region ist auch für ihre Tabakplantagen berühmt, und Besucher können auf lokalen Farmen erfahren, wie der berühmte kubanische Tabak angebaut und verarbeitet wird.
Die Region ist ländlich geprägt und hat ihre traditionelle kubanische Kultur bewahrt. In Viñales, dem Hauptort im Tal, gibt es malerische Straßen, farbenfrohe Häuser und eine entspannte Atmosphäre. Die Bewohner sind bekannt für ihre Gastfreundschaft, und man kann dort viel über das Leben auf dem Land und den Tabakanbau erfahren.
Trinidad
Trinidad ist eine historische Stadt im Süden Kubas, die 1514 gegründet wurde und 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Sie ist bekannt für ihre gut erhaltene koloniale Architektur mit pastellfarbenen Häusern, engen Gassen und dem zentralen Plaza Mayor. Die Iglesia de San Francisco bietet einen herrlichen Blick über die Stadt.
Trinidad ist auch ein kulturelles Zentrum, berühmt für ihre kubanische Musik. Das Casa de la Musica ist ein beliebter Ort für Live-Auftritte. Die Stadt liegt in der Nähe des Topes de Collantes-Nationalparks und der Ancon-Bucht, ideal für Natur- und Strandliebhaber. Das nahegelegene Valle de los Ingenios ist bekannt für seine historischen Zuckerrohrplantagen.
Trinidad bietet eine perfekte Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur, die die authentische kubanische Lebensweise widerspiegelt.
Cienfuegos
Cienfuegos, auch „Perle des Südens“ genannt, ist eine malerische Stadt im Süden Kubas, bekannt für ihre neoklassizistische Architektur. Sie wurde 1819 gegründet und ist ein UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders hervorzuheben ist der Parque José Martí, umgeben von historischen Gebäuden wie dem Teatro Tomás Terry und der Catedral de la Purísima Concepción.
Die Stadt hat eine starke französische Prägung und bietet eine lebendige Kultur. Cienfuegos liegt an der Jochío-Bucht und in der Nähe von schönen Stränden wie Playa Rancho Luna. Sie ist auch ein wichtiger Hafen für den Zuckerhandel und kombiniert Geschichte, Architektur und Natur auf harmonische Weise.
Sancti Spiritus
Sancti Spíritus ist eine der ältesten Städte Kubas, gegründet 1514, und liegt im Zentrum der Insel. Die Stadt hat einen besonders charmanten, kolonialen Charakter und ist weniger touristisch überlaufen als andere kubanische Städte, was ihr eine authentische Atmosphäre verleiht.
Das historische Zentrum von Sancti Spíritus ist bekannt für seine gut erhaltene Architektur mit pastellfarbenen Häusern und eleganten Plätzen, darunter der Plaza Mayor. Ein weiteres Highlight ist die Iglesia Parroquial Mayor, eine der ältesten Kirchen Kubas, sowie die beeindruckende Puente de Yayabo, eine historische Brücke, die über den Fluss Yayabo führt und als Wahrzeichen der Stadt gilt.
Die Stadt hat eine lebendige kulturelle Szene, mit Kunsthandwerk, Musik und Tanz, die tief in der kubanischen Tradition verwurzelt sind. Sancti Spíritus ist auch ein guter Ausgangspunkt, um die umliegenden Naturschönheiten wie den Caguanes Nationalpark und die Zuckerrohrplantagen im Tal von Los Ingenios zu erkunden.
Sancti Spíritus bietet eine Mischung aus kolonialer Geschichte, kultureller Vielfalt und natürlicher Schönheit und ist ein entspannter Ort, um die kubanische Lebensweise zu erleben.

You may also like

Back to Top